Kategorie-Archiv: Die Suche nach Lenin

Ostern am Schwarzen Meer

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Babuschkas und Bisnes

Alexandr versicherte uns, er habe eine Ersatzwohnung, die noch besser sei, als die, welche wir gebucht haben; wir haben uns 10:00 Uhr bei der Adresse verabredet. Also warten wir vor dem Eingang zum Ersatzdomizil. Ein orthodoxer Jude spaziert an uns vorbei, seine beiden kleinen Töchter rechts und links an der Hand. Vor dem Laden “Make My Cake” (hier gibt es individuellen Kuchen, Coffee-to-go und Klimbim) steht das perfekt gestylte Hipster-Bike. Entsprechender Zopfträger nippt am Kaffee und touchscreent dabei sein Smartphone. Ein Asiate telefoniert im Vorbeihetzen in asiatischer Sprache. Wenig später drei Jugendliche, die sich auf arabisch verständigen. Innerhalb einer Minute begegnen sich verschiedenste Kultursphären und bilden Alltag. Zweie sitzen auf dem Bordstein, die Rucksäcke lehnen an einer Platane.
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Sibirische Fischsuppe

Ich habe das nur rudimentär verstanden. Aber der alte Mann, dessen Namen ich heute schon vergessen habe, sagte, er sei nach dem zweiten Weltkrieg aus einem Arbeitslager in Zentral-Sibirien auf die Krim gelaufen. Er wohnte für sich allein ein Stück außerhalb eines kleinen Dorfes am Asowschen Meer, fast siebzig, braungebrannt, sportlich und die Finger an seiner rechten Hand gelbbraun vom Rauchen. Er machte Fischsuppe, indem er zwei Fische, die er geangelt hatte, mit einem gekonnten Schnitt am Bauch aufschlitzte, sie samt Kopf und herausgetrennten Eingeweiden zu ein paar Möhren und Petersilie in einen Topf warf und die halbe Stunde Kochvorgang mit dem Trinken von Konjak und dem Drehen und Rauchen von Zigaretten ohne Filter überbrückte. Unter seinem offenen Hemd schimmerte das Gesicht Lenins durch, was er sich selbst auf seine Brust tätowiert hatte. Ich nahm ein gekochtes Fischauge zwischen die Zähne und ließ es platzen. Es schmeckte hervorragend.