Der eigentliche Fahrkartenschalter ist noch weit entfernt. Anstatt des „Taxi, Taxi, Taxi“ Gesangs vor der Bahnhofshalle, entsteht nun aus „Ticket, Ticket, Ticket“ die Hintergrundmusik. Weiterlesen
Kategorie-Archiv: Vorwärts
Dekadenz
Den Busbahnhof in Bischkek kennen wir. Spätestens mit unseren großen Rucksäcken können wir nicht mehr den Taxi-Anbietern entfliehen, die einen innerhalb von Sekunden belagern. „Taxi, Taxi, Taxi“ ist der Kanon, in welchen auf allen Seiten eingestimmt wird. Ich möchte antworten: „Du suchst ein Taxi? Warum fragst Du mich? Hier stehen doch ganz offensichtlich genug herum.“ Weiterlesen
Mit der Marschrutka von Bischkek nach Karakol
Bevor die Reise beginnt, sprechen einige Fahrgäste ein Gebet. Ein alter Mann flüstertütet die abfahrenden Busse wie ein Muezzin, die Busfahrer werben für ihre Strecke mit dreifachem Rufen des Zielorts, Billets gibt es an der zentralen Kasse. Das Gepäckabteil des Sprinters, in dem wir gute fünf Stunden und knappe 400 km von Bischkek nach Karakol fahren werden, hat eine Packdichte höher als Blei. Weiterlesen
Bokonbayevo
„Njet, Marschrutka ne nado. Stoit 120 SOM, muj jedjem Taxi, skoro jedjem, 150 SOM.“ Zweie und ein Malaysier stehen vor den Marschrutkas nach Bokonbayevo, während ein Taxifahrer Überzeugungsarbeit leistet. Die Marschrutka fährt erst später los, sein Taxi fährt aber gleich, fährt schneller und kostet kaum mehr pro Person, es spricht also nichts dagegen, wir willigen ein. Weiterlesen
Elektritschka-Epilog
Egal wie man sitzt, liegt, lehnt, es dreht und wendet das Gesäß – nach einer Stunde schmerzt es auf hart-lackierten Holzbänken. Belustigte Blicke der Fahrgäste neben uns, durchs ständige Ändern der Sitzposition als Unkenntlicher entlarvt. Weiterlesen
Sotchi – Jerewan
Im armenischen Baumarkt habe ich nach langem Suchen endlich die Abteilung mit den Stichsägeblättern gefunden. Diese brauchte ich, um ein fehlerhaftes und dauerhaft knarrendes Brett in den Fußbodendielen unseres Schlafzimmers zu beschneiden, denn der Besitzer des Hostels hat nur eine Stichsäge, keine Sägeblätter. Weiterlesen
Kharkov – Sochi
Von Kharkov nach Rostov am Don, platzkartnui Wagon. Die Tickets kosten für die ganze Strecke bis Sochi nicht um die fünfzehn, sondern siebzig Euro pro Person. Die Abteile sind eng, keine Türen zum Abschließen. Den Raum, auf dem im Coupe vier Fahrgäste liegen, teilen sich hier sechs Leute. Noch weniger Privatsphäre und diesmal keine schöne Ukrainerin in Sichtweite. Weiterlesen
Odessa – Kharkov
“Junge, bleib stehen!” kreischt es aus einem kleinen Fenster am Eingang des Wartesaals. Ich registriere erst gar nicht, dass ich gemeint sein könnte. Ich drehe mich doch Richtung Fenster, als das Kreischen lauter wird.
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Lviv – Odessa
Mein neues Lieblingsgetränk: Zugtee mit zweimal Zucker für 3 Griwna. In der Nacht halb eins sitze ich auf dem Klappsitz im Gang, weil es im Abteil zu heiß ist und ich nicht schlafen kann. Zudem schnarcht Jens wegen der Wodkaverkostung in der Dämmerung und unsere Abteilbegleitung besteht aus einer depressiv dreinschauenden Mutter mit ihrem stillen Sohn, die beide keine Gesprächspartner abgeben. Draußen ziehen im Dunkel Felder, Industrieanlagen und verlassen wirkende Dörfer vorbei, bis Odessa sind es jetzt noch sieben Stunden. Mein Tee zieht seit drei Minuten, ich bin allein, alles schläft, nur die Deshurnaja ist noch wach und sortiert in ihrem Abteil leise murmelnd die Tickets, die sie beim Losfahren eingesammelt und gegen frische und vor Stärke raschelnde Bettwäsche getauscht hat.
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Der Versuch, zu verstehen
Als ich versuche, die Oper der Stadt in meine 50mm Festbrennweite zu stopfen, was an ihrer schieren Größe und der Starrheit meines Blicks scheitert, werde ich angesprochen. Erst auf ukrainisch, ich verneine nett in russisch. Dann in russisch. Ich verneine wieder. Dann polnisch. Dann englisch. Jetzt verstehe ich. Ein „Guide“ bietet uns seine Dienste an, die ich nach kurzem Verhandeln auch annehme.
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